Zwei neue Anhänger für Hochwasserschutz

In den letzten Tagen konnte die Feuerwehr Baiersbronn zwei neue Spezialanhänger für den Hochwasserschutz in Empfang nehmen. Diese wurden im Zuge des Hochwasserschutzkonzeptes der Gemeinde Baiersbronn beschafft und vom ortsansässigen Fahrzeugwerk Müller Mitteltal speziell für uns gefertigt.

Die zwei Anhänger können jeweils eine von zehn vorhandenen Trommeln transportieren. Die Trommeln selbst haben einen Durchmesser von drei Metern und können über den vorhandenen Hydraulikmotor auf- bzw. abgerollt werden.

Auf acht der Trommeln sind insgesamt 528m sogenannter Hydrobaffle aufgerollt, die im Hochwasserfall als mobiler Hochwasserdamm aufgebaut werden. Auf Grund von Erfahrungen und dem mittlerweile sehr genauen Hochwasserkarten, wissen wir genau wo welcher Damm mit welcher Länge stehen muss.

Zwei Trommeln sind mit B-Schläuchen bestückt.

Bericht aus dem Schwarzwälder Boten vom 21.03.2022:

Mit dem Hochwasserschutz in Baiersbronn geht es weiter voran. Ein Schlauchsystem für mobile Dämme kann im gesamten Gemeindegebiet gegen Hochwasser eingesetzt werden. Nun sind die großen Schläuche mit eigens konstruierten Anhängern auch gut transportierbar.

Baiersbronn-Mitteltal - Die Firma Karl Müller GmbH & Co. KG hat in einer Sonderanfertigung Anhänger konstruiert, mit denen der mobile, auf Trommeln gewickelte Damm nun an jeden beliebigen Ort gefahren und dort hydraulisch ab- und aufgewickelt werden kann. Die zwei Anhänger können jeweils eine von zehn vorhandenen Trommeln hydraulisch aufnehmen und transportieren. Jede Trommel hat einen Durchmesser von drei Metern. Auf den Trommeln sind insgesamt 528 Meter sogenannter Hydrobaffle aufgerollt, die als mobiler Hochwasserdamm im Bedarfsfall aufgebaut werden können.

Bei der Übergabe am Standort des Herstellers in Mitteltal dankte Bürgermeister Michael Ruf Firmeninhaber Oliver Hartleitner und seinem Team für die reibungslose Lieferung der beiden Anhänger. "Unsere Freude ist riesig, dass wir hier vor Ort den Auftrag vergeben konnten. Sie sind prädestiniert für den Bau solcher Spezialanhänger", sagte Ruf im Rückblick auf die Ausschreibung.

Das mobile Dammsystem, das 2019 angeschafft worden war, sei ein wesentlicher Teil des Hochwasserschutzes in der Gemeinde. Es funktioniere aber nur, wenn es auch mobil sei.

Die Kosten für die beiden Anhänger und die dazugehörigen Trommeln betragen rund 123 000 Euro. Davon konnte im Rahmen des Hochwasserschutzprogramms 70 Prozent Landesförderung in Anspruch genommen werden.

Ruf betonte, dass sich aufgrund der Klimaveränderungen schnell kritische Hochwasserlagen ergeben können. Durch ein Warnsystem könne dann die Gemeinde umgehend reagieren und die Sperren flexibel und relativ schnell aufbauen. "Die Baffle werden mit Wasser gefüllt, davon haben wir genügend bei einem Hochwasser, aber auch als Ölsperre könnte dieser mobile Damm eingesetzt werden", erklärte Ruf.

Benjamin Teufel, Abteilungsleiter der Feuerwehr Baiersbronn, und sein Stellvertreter Bernd Finkbeiner nahmen die beiden Anhänger in Empfang und freuten sich über die neue Mobilität und Arbeitserleichterung. "Zuerst haben wir die Baffle auf Paletten gelagert, doch schnell gemerkt, dass der Transport und auch der Abbau ein Problem darstellen", so Teufel. Der Aufbau habe bei den Übungen immer problemlos funktioniert, aber der Abbau und das Entleeren der mit Wasser gefüllten Schläuche hätten sich als sehr zeitintensiv erwiesen. "Nun können wir den Schläuchen dank des Anhängers ein Gefälle geben, sodass das Entleeren deutlich leichter wird", sagte Teufel.

Bei Hochwasser gab es bisher noch keinen Einsatz für das Schlauchsystem, aber bei einer Baumaßnahme sei es bereits zum Einsatz gekommen. Aufgrund einer speziellen Beschichtung sei auch das Trocknen nicht notwendig. "Wir hatten schon einige Übungen mit dem mobilen Hochwasserschutz. So haben wir im Notfall auch Routine beim Handling", so Teufel.

Oliver Hartleitner dankte der Gemeinde für den Auftrag und freute sich, einen Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet zu haben. Die Firma Karl Müller GmbH & Co. KG besteht seit 1929. Sie ist ein Familienunternehmen in der dritten Generation und beschäftigt rund 190 Mitarbeiter. "Wir bauen pro Jahr rund 1500 Anhänger", sagte der Firmenchef.

Der Konstruktionsleiter der Firma Müller, Dirk Frietsch, sprach von einer Herausforderung bei der Konstruktion und dem Bau der Spezialanhänger für die Feuerwehr aufgrund des nicht vertrauten Transportguts. "Wir haben ein Modell als Kabeltransportanhänger. Aber in dieser Breite Schläuche aufzuwickeln und zu transportieren, war schon speziell", so Frietsch.

In den Vorgesprächen mit Martin Frey, dem Gesamtkommandanten der Baiersbronner Feuerwehr, war das Lastenheft erstellt worden. Ein großer Vorteil sei gewesen, dass der Bauhof Baiersbronn schon einen Kabeltransportanhänger von Müller besitze, sodass hier gute Simulationen möglich gewesen seien. Rund drei Monate hätten die Konstruktion und der Bau der Spezialanhänger gedauert.

Eine große Stahltrommel wurde anstelle der sonst üblichen Holztrommel gewählt, und dank eines verbauten Benzinmotors funktioniert der Trommelantrieb unabhängig vom Zugfahrzeug. "Ein Anhänger wiegt mit Trommel und Schlauch rund 4,3 Tonnen und bietet aufgrund des zulässigen Gesamtgewichts von 8,8 Tonnen noch Reserven", so Oliver Hartleitner. Mit zwei Feuerwehrfahrzeugen wurden die Anhänger abgeholt. Sie sind nun am Feuerwehrhaus in Baiersbronn stationiert.

Er hoffe, dass Baiersbronn von neuen Hochwasserereignissen verschont bleibe, zwei seien es 2021 gewesen, sagte Ruf. "Jedes Hochwasser ist anders, daher sind wir froh, nun bestens gerüstet zu sein", erklärte der Bürgermeister abschließend.


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