Wenn die Seele nicht vergessen kann

Im Landkreis Freudenstadt fungieren 14 Feuerwehrleute nach schweren Einsätzen als kameradschaftliche Zuhörer. Weitere Berater sollen ausgebildet werden.

Die Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt bestehen aus freiwilligen Kameradinnen und Kameraden, die tagsüber, nachts, bei Wind und Wetter, vom Schreibtisch oder vom Kaffeetisch aufspringen, um im Einsatzfall für andere da zu sein. Manchmal ist es sogar erforderlich, den Arbeitsplatz zu verlassen und alles stehen und liegen zu lassen.

Wenn die Feuerwehr zur Hilfe gerufen wird, kann es sich um Einsatzgeschehen handeln, aus denen sich Bilder, Gerüche oder Geräusche dauerhaft einprägen. Tragische Unglücksfälle sind belastend und manchmal ist Hilfe nicht mehr möglich, obwohl die Feuerwehrmänner und -frauen alles gegeben haben. Feuerwehrangehörige erfahren die Hilflosigkeit und das Entsetzen Beteiligter wie Unbeteiligter.

Sie spüren den Stress nach Extremsituationen, physisch wie psychisch. Das ist der Punkt, an dem auch ein Helfer einmal Hilfe braucht. Es kann passieren, dass die Seele nicht so schnell vergessen kann, und der Alltag der Retter durch das Erlebte beeinträchtigt wird, berichten Nina Laschinger-Schenk und Simone Glöckle, zwei Feuerwehrfrauen.

Nach einem tragischen Einsatz sei es wichtig, dass die Einsatzkräfte über das Geschehene und Erlebte mit jemandem reden können, der „dieselbe Sprache“ spricht. „Die Feuerwehr sagt dazu: Wir brauchen jemanden, der Stallgeruch an sich hat.“

Wenn die eigenen Bewältigungsmechanismen nicht ausreichen, kann es zu einer Belastungsreaktion kommen, die sich individuell unterschiedlich äußern kann. Um Kameradinnen und Kameraden in solch einer belastenden Situation zu unterstützen, gibt es im Landkreis Freudenstadt seit nunmehr einem Jahr sogenannte Feuerwehr-Peers. Der Grundgedanke dabei ist: Kameraden sind für Kameraden da.

Zur Verschwiegenheit verpflichtet

Feuerwehr-Peers sind Feuerwehrangehörige aus dem aktiven Einsatzdienst, die im psychosozialen Bereich geschult sind. Die Peers zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ihren Feuerwehrabteilungen besonderes Vertrauen genießen, eigene Einsatzerfahrung haben und regelmäßig Fortbildungen an der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in Bruchsal besuchen. Sie unterliegen zudem der Verschwiegenheit. Zu ihren Aufgaben gehört es, nach belastenden Einsätzen für Gespräche zur Verfügung zu stehen, gegebenenfalls zu beraten, zu begleiten und weitergehende Hilfsangebote zu vermitteln.

Unter der Führung von Timo Stahl, Pfarrer in Dornstetten, Notfallseelsorger und Feuerwehrkamerad in Personalunion, treffen sich regelmäßig 13 Feuerwehrangehörige aus allen Teilen des Landkreises zur Weiterbildung. Der Kreis soll erweitert werden, damit bei Bedarf immer ein Kamerad zur Stelle ist, um den Betroffenen zu helfen. Momentan haben noch nicht alle Feuerwehren im Landkreis einen Peer.

Die ersten Peers im Landkreis Freudenstadt:
von links nach rechts: Simone Glöckle aus Aach, Thomas Teufel aus Pfalzgrafenweiler, Richard Weigold aus Glatten, Florian Züfle aus Mitteltal, Nina Laschinger-Schenk aus Horb, Manfred Maier aus Schopfloch, Tobias Kiefer aus Mühringen, Jan Straub aus Horb, Edwin Schumacher aus Alpirsbach, Pfarrer Timo Stahl aus Dornstetten. Es fehlen: Uwe Gutekunst, Seewald, Alexandra Plaz, Eutingen, Patrick Wolfer, Loßburg). Ganz links: Kreisbrandmeister. Bild: Malte Fritz

Bild und Bericht: Südwestpresse / Neckar Chronik / Schwarzwälder Bote vom 26.02.2021


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