Am Freitag, den 06.05.2022 fand erstmalig in der Schwarzwaldhalle in Baiersbronn die Hauptversammlung der Gesamtwehr Baiersbronn statt. In den Jahren 2020 und 2021 war diese pandemiebedingt ausgefallen. Kommandant Martin Frey begrüßte Bürgermeister Michael Ruf, Kreisbrandmeister Frank Jahraus und den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Maik Zinser.
Ebenfalls freute er sich, dass viele Bezirksbeirats- und Gemeinderatsmitglieder der Einladung gefolgt waren. Als Zeichen guter interkommunaler Zusammenarbeit waren auch die Kommandanten der badischen Nachbarwehren aus Forbach Christian Striebich und Seebach René Schneider zur Hauptversammlung gekommen.
Vor dem Tätigkeitsbericht des Kommandanten folgt traditionell ein gemeinsames Essen, welches in diesem Jahr die Traube Tonbach unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr bewirtete.
Corona bestimmt die Feuerwehrarbeit
Zum 31.12.2021 betrug die Einsatzstärke 260 Mann und fünf Frauen. In der Altersabteilung waren 54 verdiente Mitglieder aktiv. Die Tagesbereitschaft kann durch gute Öffentlichkeitsarbeit, der Jugendarbeit und auch durch Mitarbeiter aus der Gemeindeverwaltung weiterhin gewährleistet werden. Im Jahr 2021 war die Feuerwehr zu 143 Einsätzen alarmiert worden.
Durch Corona kam im Jahr 2021 die Ausbildung zu kurz. Neue Technik wie z. B. bei der Einsatzkleidung, der EDV, beim Atemschutz und beim Hochwasserschutz bedarf ständiger Schulung. Frey hofft, dass 2022 die Ausbildungen und Übungen in möglichst gewohnten Bahnen stattfinden können und es keinen Stillstand gibt. Ein Ausbildungsplan dazu steht bereits fest.
Als Einrichtung der Gemeinde ist die Feuerwehr auf eine gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister, Gemeindeverwaltung und Gemeinderat angewiesen. Dies funktioniert in Baiersbronn hervorragend und durchweg konstruktiv, so Frey.
Zum Schluss seines Jahresberichtes dankte der Kommandant den Einsatzkräfte für ihre Bereitschaft am Feuerwehrdienst. Ein spezieller Dank ging an seinen Stellvertreter Harald Bischoff, der bei der bevorstehenden Wahl sein Amt nach 16 Jahren in jüngere Hände legen wird.
Bürgermeister Michael Ruf übernahm das Amt des Wahlleiters. Zur Neuwahl standen die Ämter des Kommandanten sowie der zwei Stellvertreter. Das Amt des zweiten Stellvertreters war durch eine Satzungsänderung möglich geworden. Bevor der Wahlgang durchgeführt wurde, dankte Ruf dem scheidenden Stellvertreter Harald Bischoff für dessen Dienst für die Gemeinde, die immer durch vertrauensvolle Zusammenarbeit geprägt war. Besonders in Erinnerung blieb ihm, dass der erste Einsatz für Bischoff fast immer wenige Stunden nach Freys Urlaubsantritt alarmiert wurde.
Während die Wahlhelfer Thomas Doll, Andreas Züfle und Marko Burkardt die Stimmen auszählten folgte der Tätigkeitsbericht von Jugendfeuerwehrwart Thomas Frietsch. Er berichtete von 72 Jugendlichen, die derzeit in der Jugendfeuerwehr die Grundlagen der Feuerwehrarbeit lernten. 30 Jugendbetreuer stehen ihm dabei zur Seite. Besonders war, dass trotz Corona die Mitgliederzahl sogar leicht stieg. Seit der letzten Hauptversammlung 2019 waren insgesamt 15 ehemalige Jugendliche von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilungen gewechselt. Sie erhielten als Zeichen hierfür die Traditionsnadel der Jugendfeuerwehr überreicht. Mehr zu den Aktivitäten der Jugendfeuerwehr im Bericht der Hauptversammlung der Jugendfeuerwehr.
Nach dem Kassenbericht durch Andreas Züfle und dem positiven Prüfbericht durch Kassenprüfer Hermann Köhler jun. nahm Bürgermeister Ruf die Entlastung der Wehrführung und des Kassiers vor welche Einstimmig erfolgte.
Feuerwehr nicht wegzudenken
Bei seinen Grußworten während der Entlastung, dankte der den Einsatzkräften für ihre Bereitschaft loszueilen, wenn Hilfe gebraucht wird. Die Feuerwehr sei aus dem Gemeindegeschehen nicht wegzudenken. Die Feuerwehr ist die unmittelbare Organisation für die Sicherheit und den Katastrophenschutz in der Gemeinde.
Er erinnerte an den Großbrand der Traube Tonbach im Januar 2020. Auf die Realisierung: Das ist doch kein „normaler“ BMA-Einsatz, folgten 72 Stunden Einsatz, die wohl keiner der Einsatzkräfte in seinem Leben vergessen wird. Nach dem Anruf der Polizei: „Die Traube Tonbach brennt!“ war auch er mehrere Stunden vor Ort und ist froh, dass es keine Verletzten unter den Einsatzkräften gab und durch das schnelle Eingreifen ein Übergreifen auf andere Gebäudeteile verhindert werden konnte.
Die Zeit hatte sich schnell weitergedreht: Im März 2020 folgte Corona. Ruf dankte Kreisbrandmeister Jahraus dafür, dass er schon schnell eine Anleitung an die Gemeinden rausgegeben hatte, wie der Feuerwehrdienst unter Pandemiebedingungen zu laufen hat. Denn eines war klar: Die Einsatzbereitschaft muss weiterlaufen. Dies sei gelungen, denn Infektionen konnten vermieden werden und keine Abteilung musste abgemeldet werden. Der Bürgermeister dankte den Einsatzkräften für das umsichtige Handeln. Auch dankte er den örtlichen Ärzten, welche die priorisierte Impfung der Einsatzkräfte top organisiert hatten.
Die ersten Corona-Wellen waren vorüber und folgte das Unwetter im Ahrtal. Die Bilder von dort konnten keinen kalt lassen, gerade in einer Gemeinde, die topographisch ähnlich aufgebaut ist. Ruf war stolz darauf, dass Baiersbronn als einer der ersten Feuerwehren in Rheinland-Pfalz war. „Hochachtung an alle, die dabei waren.“
Nun der Krieg und die Flüchtlinge. Eine neue Lage, die auch die Feuerwehren beschäftigt. Die Feuerwehren nahmen bereits wenige Tage nach Kriegsausbruch Hilfsgüter entgegen. Bürgermeister Michael Ruf dankte an dieser Stelle Kreisbrandmeister Frank Jahraus für die Organisation der Hilfstransporte in den polnischen Nachbarlandkreis. „Wenn Not am Mann ist, kann man sich auf die Feuerwehr verlassen!“
Das Einsatzspektrum wird breiter, mehr Spezialwissen wird benötigt und Fortbildungen sind notwendig, auch wenn diese pandemiebedingt nicht stattfinden konnten. Der Gemeinderat weiß was er an der Feuerwehr hat und honoriert dies mit guter Ausstattung, welche den Baiersbronner Feuerwehrleuten zur Verfügung steht.
Zum Abschluss seiner Worte bedankte er sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Führung, die ihm Spaß mache; der Jugendfeuerwehr und den Jugendbetreuern, die ein Fundament für die Zukunft legen. „Die Bürger wissen, was Sie an der Feuerwehr haben!“
Eindeutiges Wahlergebnis
Die 173 anwesenden Wahlberechtigten wählten mit sehr großer Mehrheit Martin Frey wieder in das Amt des Kommandanten. Als Nachfolger für Harald Bischoff wurden Benjamin Teufel und Hermann Köhler jun. ebenfalls mit sehr hoher Zustimmung gewählt.
Es folgten die Ehrungen und Beförderungen, die in einem separaten Bericht aufgeführt sind.
Feuerwehr hilft Kriegsflüchtlingen
Kreisbrandmeister Frank Jahraus sprach in seinen Grußworten von harten Zeiten. Er dankte den Feuerwehrleuten dafür, dass sie weiterhin bei der Stange bleiben. Alle Feuerwehren im Landkreis waren während der Pandemie immer einsatzbereit.
Auch wenn es Kritik am Einsatz im Ahrtal gab und einige gerne mehr Hilfe geleistet hätten, so wurde der Einsatz für die noch nie dagewesene Lage durch das Regierungspräsidium gut organisiert.
Ausführlich berichtete Jahraus von seinen Eindrücken aus der Ukraine. Als die Ukraine am 24.02.22 angegriffen wurde, war für Landrat Dr. Rückert klar: „Wir müssen unseren Freunden helfen.“ Bereits am 04.03. fuhr der erste Hilfskonvoi – organisiert durch die Feuerwehren unter KBM Jahraus – in den polnischen Partnerlandkreis Tomaszów Lubelski, um die dort eintreffenden Flüchtlinge zu versorgen. Der Partnerlandkreis grenzt direkt an die Ukraine und ist nur wenige Kilometer von Lwiw (Lemberg) entfernt.
Am 18.03. brach ein weiterer Konvoi auf. Dieses Mal in Kooperation mit dem Landkreis Karlsruhe. Erstmals fuhren die Feuerwehrleute über die Grenze in die Ukraine hinein und übergaben dort an örtliche Feuerwehrleute aus Lwiw Feuerwehrausrüstung.
Der letzte Konvoi fuhr am vergangenen Wochenende. Dieses Mal wurden an die ukrainischen Feuerwehrleute acht Einsatzfahrzeuge übergeben. Bei der hochemotionalen Übergabe wurden die örtlichen Einsatzkräfte in die Fahrzeuge eingewiesen. Die Maschinisten des Konvois liefen anschließend zu Fuß über die polnische Grenze zurück.
Jahraus berichtete über die neue Leitstelle, die in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb gehen soll. Persönlich dankte er dem frisch gewählten stellvertretenden Kommandanten Benjamin Teufel, der als Leiter der Leitstelle viel zusätzliche Arbeit hierfür investiert hatte. Ebenfalls berichtete er über anstehende Neubeschaffungen durch den Landkreis: AB Gefahrgut für die FF Horb, GW Gefahrgut für die FF Loßburg und zu guter Letzt das GW-Transport-KatS für die Feuerwehr Baiersbronn.
Abschied von Harald Bischoff
Bevor KBM Frank Jahraus die Bühne verließ, wurde es emotional. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ruf, Verbandsvorsitzenden Maik Zinser und Kommandant Martin Frey auf der Bühne wurde Harald Bischoff große Ehre zu teil.
Bischoff war von 1990 bis 2000 stellvertretender Abteilungskommandant in Baiersbronn, von 2000 bis 2010 Abteilungskommandant in Baiersbronn. In den Jahren 2006 bis 2022 war er stellvertretender Kommandant der Gesamtwehr. Für diese hohen Verdienste wurde er mit langanhaltenden Standing-Ovations durch die Mannschaft würdevoll verabschiedet.
Zum Ende der Versammlung berichtete Maik Zinser über Neuigkeiten aus dem Landes- und Kreisfeuerwehrverband. Um die Kapazitäten auf der Landesfeuerwehrschule zu erhöhen, wird diese ausgebaut und neue Lernformen etabliert. In Diskussion im Landesverband steht zudem die Erhöhung des maximalen Dienstalters auf 67 Jahre. Die soziale Absicherung der Feuerwehrleute liegt dem Kreisverband besonders am Herzen. Hierzu hat der Kreis eine extra Zusatzversicherung abgeschlossen, die weit über die Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung hinausgeht.
Zum Abschluss bedankte sich Kommandant Martin Frey nochmals für das zahlreiche Erscheinen zu der Versammlung und beschloss diese.